Kommt alle zu mir - 75 Jahre eucharistische Anbetung

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Drei Tage lang feierten die Schwestern von Maria Stern in einem Triduum das 75-jährige Jubiläum der Eucharistischen Anbetung in der Sternkirche. In den schweren Zeiten der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts hatten die Schwestern den damaligen Bischof Dr. Joseph Kumpfmüller um die „Gnade der Ewigen Anbetung“ gebeten. Seitdem beten die Schwestern und andere Gläubige tagsüber vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in den Anliegen von Kirche und Welt.
„Kommt alle zu mir“ war die Einladung für drei Tage mit gemeinsamer Anbetungsstunde, Begegnung und Vesper mit Predigt.

Ein Höhepunkt des Triduums war zweifellos der Festgottesdienst mit Diözesanbischof Dr. Konrad Zdarsa am Samstag, dem Fest Mariä Geburt, an dem Domkapitular Dr. Bertram Meier, Pfr. Helmut Haug, Pfr. Hermann Fink und Bischofsekretär Benjamin Beck als Konzelebranten mitwirkten. Es war der Tag der Sternschwestern, die aus allen Filialen zur Mitfeier gekommen waren. Bischof Konrad rief in seiner Predigt dazu auf, „den Spannungsbogen“ aufrechtzuerhalten. „Niemand braucht schon einzupacken“, meinte er und betonte die wichtige Aufgabe der Anbetung, indem wir den Mächten und Gewalten der Welt unser Gebet entgegenhalten, so wie die heilige Klara durch ihr Gebet die Sarazenen in die Flucht schlug.

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"Von der Treue Gottes"

Als Prediger in der Vesper an den drei Tagen konnte der Pastoraltheologe Kapuzinerpater Prof. Dr. Stefan Knobloch aus Passau gewonnen werden.
„Von der Treue Gottes“ war das Thema am 1. Tag des Triduums. Trotz der schwindenden Gottesdienstbesucher und der steigenden Kirchenaustritte heute solle man nicht in den Fehler verfallen, die religiöse Situation unserer Vorfahren in zu rosigen Farben zu sehen, meinte er und wies darauf hin, dass Gott auch heute in unserer Welt, in unserer Zeit anwesend ist, nicht nur in der Kirche oder in einer elitären Gruppe religiös engagierter Menschen. Gott sei auch heute mitten unter uns, denn, „wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich nicht verleugnen“ (Timotheusbrief). Für diese Treue Gottes stehe die Kirche als Zeichen. Gott spricht zu uns in den Zeichen der Zeit; doch die Treue Gottes beziehe sich nicht nur auf die Kirche, sondern auf die Menschheit. Die Absichten Gottes seien in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen der Menschen wahrzunehmen (2. Vatikanisches Konzil). Unsere Aufgabe sei es, daran mitzuarbeiten, dass den Menschen diese Gegenwart Gottes als Wirklichkeit, als tragender Grund aufgeht. Er schloss mit der Frage „Vertrauen wir glaubend der Präsenz Gottes in unserer Zeit?“ und ermunterte die Gläubigen in der Sternkirche - neben den Schwestern waren dies vor allem Mitglieder der franziskanischen Gemeinschaft, der Taugemeinschaft und des Franziskustreff - aus der Erfahrung der Eucharistischen Anbetung der umgreifenden Gegenwart Gottes auf die Spur zu kommen.

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"Die Präsenz Gottes in der Welt"

In der Vesper am 2. Tag des Triduums legte P. Stefan eindringlich die Wirklichkeit der „Präsenz Gottes in der Welt“ dar, eines Gottes, der nicht in fernen Höhen thront, sondern immanent die Welt durchwaltet. Er steht am Anfang der Schöpfung und ist seitdem ständig präsent in der Welt; seine Geschichte mit uns beginnt nicht erst in der Menschwerdung seines Sohnes. Gott zeigt sich in der Welt allerdings in einer Weise, die leicht übersehen werden kann; er scheint abwesend. Schon im AT verweigert er die Offenbarung seines Namens (Mose am brennenden Dornbusch, Jakob im Kampf mit dem Unbekannten). Wir können über Gott nicht verfügen, aber er ist anwesend in seiner vermeintlichen Abwesenheit. Es sei das Verdienst des Konzils, uns klar zu machen, dass Gottes Transzendenz keine vom Irdischen klar getrennte Transzendenz ist; er ist auch nicht nur in der „erlösten Christenheit“ anwesend, sondern in der gesamten Menschheit. Der Prediger betonte erneut, dass es unsere Aufgabe sei, die Gegenwart Gottes in den Zeichen der Zeit zu erkennen. „Rechnen wir damit, dass Gott uns in den Zusammenhängen unseres Lebens anspricht?“ Außerdem dürfen wir zuversichtlich sein, dass sich Gott auch in denen zeigt, deren Leben nicht danach aussieht, denn „auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht ferne.“ (Lumen Gentium, 16)
Bei diesem Abendlob wurden von Sr. M. Dominika verzierte Kerzen an die einzelnen Konvente verteilt. Sie sollen nicht nur die Erinnerung an die Festtage wach halten, sondern auch Zeichen und Ansporn sein, „den Spannungsbogen“ weiter zu führen in der Haltung der „Ewigen Anbetung“.

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"Kirche als Volk Gottes"

In der Predigt am Sonntag, dem 3. Tag des Triduums, zu dem vor allem Ordensleute aus der Diözese geladen waren, entfaltete P. Stefan das Thema „Kirche als Volk Gottes“. Das Motto der drei Festtage „Kommt alle zu mir“ könne als Aufforderung an die Kirche verstanden werden, meinte der Prediger, indem er betonte, dass alle Getauften und Glaubenden nicht nur zur Kirche gehören, sondern Kirche sind. „Wir sind Kirche“ sei eine zentrale Aussage des Konzils und keine anmaßende Kritik. Durch unsere Fixierung auf die Kirche als Amtskirche, würden wir allerdings leicht übersehen, dass in der frühen Kirche nicht das kirchliche Amt, nicht der Priesterstand, sondern der Laienstand die ursprüngliche Form des Christseins darstellte und in der Gemeinde der Gläubigen die Gemeinde und nicht deren Leiter im Zentrum stand. An dieser ursprünglichen Tradition müsse man sich orientieren wie auch am gesellschaftlichen Kontext unserer Zeit, der wesentlich ist für unser Leben nach dem Evangelium heute. Der Laienstand müsse wieder zum tragenden Prinzip der Kirche werden. Davon dürfe uns kein falsches Verständnis der Tradition abhalten. Aus der Pastoralkonstitution des Konzils zitierte P. Stefan: „Es ist Aufgabe des ganzen Gottesvolkes unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfasst, besser verstanden und passender verkündet werden kann.“ So sei das Motto „Kommt alle zu mir“ eine Aufforderung an uns alle, als Mitglied des Volkes Gottes von Gottes Präsenz in der Welt Zeugnis abzulegen.

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Der Schwesternchor unter der Leitung von Sr. M. Fernanda und Sr M. Cäcilia an der Orgel übernahm die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes und der Vesper mit Chorsätzen von G. F. Händel, A. Bruckner, G. Kronberg und Sr. M. Cäcilia Herrmann.

Zur Festfreude trugen nicht nur die eindrucksvollen Gottesdienste, die vielen Begegnungen, die gemeinsamen Kaffeestunden, sondern auch das herrliche spätsommerliche Wetter bei, das die Blumen im Kreuzgang im Sonnenlicht erstrahlen ließ und den Tagen des Triduums einen goldenen Rahmen verlieh.

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11, 28)
 

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